Erster Schnee Letzte Wut

Komödie von N. Simon
Bearbeitung und Regie Wolfgang Stock



Die Personen:

Thomas Ellbrächter Jürgen Ripperger
Monika Ellbrächter Luzia Platt
Heinrich "Heini" Ellbrächter Klaus Knoche
Pauline Edith Kahlhöfer
Katharina Gudrun Battefeld
Elisabeth Doris Müdicken
Männliche Stimme Fritz Duensing
Weilbliche Stimme Claudia Kraft
Begleitender Text Chris Dubral
Frank Binder


Zeit:

1. Bild Die Nacht vom 23. Juni
2. Bild Am Nachmittag des 27. Juni
3. Bild Mitte September
4. Bild Anfang Oktober
5. Bild Anfang Dezember
Pause nach dem 2. Bild


Musik:
"Rhapsodie in blue" von Georges Gershwin
"Nordweststadt Blues" von B. Kolbe und N. Schamber


Bühnenbild Chris Dubral
Ton-Collagen und Technik Gerhard Szepanski
Souffleuse Helga Stock
Titel-Grafik Dieter Dingeldey
Licht-Einrichtung Roland Zufall


Trotz allem: Eine Liebeserklärung

Wenn wir ehrlich sind, ist das Theater an sich eine Absurdität. Aber wenn
wir ehrlich sind, können wir kein Theater machen.
Weder können wir, wenn wir ehrlich sind, ein Theaterstück schreiben,
noch ein Theaterstück spielen. Wenn wir ehrlich sind, können wir überhaupt
nichts mehr tun, außer uns umzubringen. Weil wir uns nicht umbringen
wollen, wenigstens bis heute und bis jetzt nicht, da wir uns also bis heute
und jetzt nicht umgebracht haben, versuchen wir es immer wieder mit dem
Theater. Wir schreiben für das Theater, und wir spielen Theater und ist
es auch das Absurdeste und Verlogenste. Wie kann ein Schauspieler
einen König darstellen, der überhaupt nicht weiß, was ein König ist?
Wie kann eine Schauspielerin eine Stallmagd darstellen, die überhaupt
nicht weiß was eine Stallmagd ist? ...
Da die Schauspieler die dümmsten sind, ist es doch eine Abgeschmackt-
heit,w enn sie beispielsweise Kant darstellen, oder ein Staatsschau-
spieler spielt Friedrich den Großen. Oder gar Voltaire wird von einem
Schauspieler gespielt. Was Schauspieler darstellen ist immer falsch
dargestellt... und gerade deshalb ist es Theater...
Ganz zu schweigen davon, daß es sich um eine Perversität handelt, in
die die Meschheit vernarrt ist, und deshalb so tief in sie vernarrt ist, weil
sie in ihrer Verlogenheit so tief vernarrt ist, und nirgendwo sonst ist in
dieser Menschheit, die Verlogenheit größer und faszinierender als auf
dem Theater.

Aus: "Der Theatermacher"
Ein Theaterstück von Thomas Bernhard